Die mehr als 2.400 Kilometer lange Küste zwischen Bergen und Kirkenes gehörte schon im 19. Jahrhundert zu den reichsten Fischgründen Norwegens. Doch die Seekarten waren ungenau und besonders im Norden gab es nur wenige Leuchttürme. Tückische Riffe, schmale Sunde, kleine Inseln und Schären machten diesen wichtigen Seeweg sehr gefährlich. Deshalb war die Suche nach einer sicheren Handelsroute entscheidend für die Verbindung zwischen Nord- und Südnorwegen.
Es war der Schiffsberater August Kriegsmann Gran, der erstmals die Idee einer regulären und schnellen Schiffsverbindung zum Transport von Post und Waren zwischen Trondheim und Hammerfest aufbrachte. Ein Treffen mit dem Kaufmann und Kapitän Richard With brachte ihn seinem Traum näher. Gran und With, Direktor der Schifffahrtsgesellschaft Vesteraalens Dampskibsselskap, vereinbarten in einem Vier-Jahresvertrag, dass Withs Schiffslinie wöchentliche Fahrten zwischen Trondheim und Hammerfest im Sommer und zwischen Trondheim und Tromsø im Winter unternehmen werde. Der Staat förderte das Vorhaben mit 70.000 Norwegischen Kronen. Gemeinsam mit dem Lotsen Anders Holte übernahm With erst einmal die sorgfältige Kartografie der Gewässer entlang der Küste Norwegens.
Am Sonntag, den 2. Juli 1893 war es soweit: Um 8.30 Uhr legte das
Dampfschiff DS Vesteraalen vom Kai in Trondheim ab und nahm erstmalig
Kurs auf Hammerfest. Dort machte das Schiff 67 Stunden später, am 5.
Juli 1893 um 3.30 Uhr morgens fest, 30 Minuten vor Fahrplan. Die
Hurtigruten (zu Deutsch: „Die schnelle Route“) waren im Geschäft.
Dieses Ereignis markierte den Beginn dessen, was viele als eine
Revolution der Kommunikation in Norwegen bezeichnen. Zum ersten Mal
bestand für die Küstenbewohner die Möglichkeit miteinander in Verbindung
zu treten, auch im Winter. Die Übermittlung von Post von Trondheim nach
Hammerfest hatte im Winter bis dato etwa fünf Monate betragen, nun
dauerte es mit den Hurtigruten nur noch wenige Tage. Die Route wurde zur
Lebensader für die Küstenbevölkerung. Die Hurtigruten Schiffe brachten
Nahrungsmittel und Güter zu weit entfernten Orten und darüber hinaus
auch Nachrichten und Neuigkeiten von schmerzlich vermissten Verwandten
und Freunden aus der Ferne.
Zahlreiche Schifffahrtsgesellschaften schlossen sich an und die
Route expandierte mit weiteren Stopps und häufigeren Abfahrten. Später
wurde Bergen zum südlichsten Hafen, während Kirkenes den nördlichsten
Hafen und Wendepunkt der Route markierte. Seit 1936 gibt es tägliche
Hurtigruten Abfahrten zwischen Bergen und Kirkenes, lediglich
unterbrochen vom Zweiten Weltkrieg.
Der Tourismus hat von Anbeginn eine Rolle in der
Weiterentwicklung der Hurtigruten gespielt, denn die Schiffe machen
ihren Gästen die einzigartige Küstenkultur und unberührte Natur
zugänglich. Seit den 1980er Jahren werden die Hurtigruten Schiffe mit
einem Fokus auf den Komfort für Gäste sowie den modernen Güterumschlag
konstruiert. Zwischen 1993 und 2003 wurden neun der bis dato elf
Hurtigruten Schiffe im Zuge der größten Modernisierungswelle der
Hurtigruten ausgetauscht.
Insgesamt 70 Schiffe haben den Hurtigruten in den vergangenen 120
Jahren treu gedient. Heute laufen elf Schiffe nahezu täglich die 34
Hurtigruten Häfen entlang der norwegischen Küste an. Eine Route, die
international bekannt ist als „Die schönste Seereise der Welt“ und
„Küstenstraße Nr. 1“.